Nachdem wir erst kürzlich berichteten, dass bwin.party ein großes Problem mit einer Google-Abstrafung hat, droht nun eine weitere Begebenheit der Aktiengesellschaft für Schwierigkeiten zu sorgen. Der neue US-Großaktionär Jason Ader, der über sein Investment-Vehikel „SpringOwl“ aus Gibraltar ganze 5.25 Prozent der bwin.party-Aktie besitzt, will das Board um bis zu fünf Personen erweitern, um damit selbst im Management mitwirken zu können. Dem aktuellen Management gefällt dies überhaupt nicht und empfiehlt daher seinen Aktionären, am 22. Mai gegen die Ader-Kandidaten zu stimmen. Von der Hauptversammlung, welche an dem genannten Datum stattfindet, erwarten Experten eine debattenreiche und turbulente Zusammenkunft der Aktionäre.
Ader will mit Unternehmen mehr Gewinne machen
Erst im Februar dieses Jahres war Ader, der früher als Glücksspielanalyst an der Wall Sreet tätig war, bei bwin.party eingestiegen. Von Beginn an hatte er das Ziel, das Unternehmen wieder ertragreicher zu machen und so tätigte eine große Investition. Zunächst erwarb er einen 6.1-prozentigen Anteil von den Gründern der britischen PartyGaming, Ruth Parasol und Russ DaLeon. Die beiden Gründer hatten im Zuge ihrer Scheidung ihren 14.3-Prozent-Anteil verkauft. Nachdem sich Ader seinen Teil sicherte, reduzierte er seinen Anteil an bwin.party auf 5.25 Prozent und lag damit noch über der 5-Prozent-Marke.
Denn als Aktionär, der mehr als 5 Prozent an bwin.party hält, darf Ader künftig einen Board-Direktor stellen. Da ihm ein Mitglied im Board jedoch nicht reicht, um genügend Einfluss zu haben, gab er in der vergangenen Woche bekannt, dass er gleich vier zusätzliche Manager in das Direktorium schicken möchte. Vier interessierte Kandidaten konnte er bereits nennen: Vorgeschlagen sind der Gründer und Chef der Plattform Reputation.com, Michael Fertik, Francis Grady, Gründer einer Rechtsanwaltskanzlei, der Investor Kalendu Patel sowie der Software-Spezialist Steven Rittvo.
Sollte es SpringOwl gelingen, seine fünf Wunsch-Vertreter in das aktuell neunköpfige bwin.party-Board zu bringen, würde der US-Investor erheblich an Einfluss gewinnen und hätte damit sein erstes Ziel erreicht. Denn mit der aktuellen Geschäftsführung ist Ader alles andere als zufrieden. Seiner Meinung nach könnte bwin.party deutlich mehr verdienen und spricht dabei die Probleme an, welche auch wir zuletzt erkannt hatten. Seitdem der ursprünglich österreichische Wettanbieter bwin das britische PartyGaming aufgekauft hatte, habe der gesamte Konzern an Marktanteilen verloren, weil man sich auf den Lorbeeren der Jahre 2000 bis 2007 ausruhte.
Ihn störe, dass die Aktiengesellschaft noch immer von den gleichen Personen geführt wird. „Ich habe Norbert Teufelberger (CEO) gesagt: ‚Du bist wie Roger Federer. Du verlierst Turniere, die du nicht verlieren solltest. Du bist immer noch Roger Federer, aber du brauchst einen neuen Coach, einen neuen Trainer, neue Schläger, neue Turnschuhe’“, so Ader in der vergangenen Woche gegenüber der Financial Times.
Möglicher frischer Wind bei bwin.party unerwünscht
Während sich das Vorhaben für den Außenstehenden vielleicht ganz gut anhören mag, gefällt dem aktuellen Direktorium das Umrühren von Ader nicht. Die Geschäftsführer von bwin.party sprachen seinen Aktionären daher die Empfehlung aus, gegen die Begehren von SpringOwl zu stimmen. Mit lediglich 5.25 Prozent habe man nicht das Recht, fünf Direktoren für das Board der Aktiengesellschaft zu stellen. Außerdem wäre ein 14-köpfiges Board zu groß. Nicht nur Kosten für fünf weitere Führungspersonen wären zu stemmen, auch die Entscheidungsfindung sei zu schwerfällig. Über die fünf genannten Kandidaten wisse man aktuell zudem zu wenig.
Vielleicht wäre Ader und SpringOwl jedoch genau das, was bwin.party die letzten Jahre gefehlt hat: Frischer Wind! Schon seit längerem kämpf bwin mit rückläufigen Zahlen, da man die Konkurrenz zusehend an sich vorbeiziehen lassen hatte.